UAA Urenco Gronau

Nein zu Atommüllexporten nach Russland

In der Urananreicherungsanalge (UAA) des Konzerns Urenco in Gronau fallen jedes Jahr ca. 5000 t abgereichertes UF6 als Abfall an. UF6 ist noch radioaktiv und hochgiftig. Wenn UF6 mit Feuchtigkeit (z. B. Luftfeuchtigkeit) in Berührung kommt, kann es tödliche Flusssäure bilden.

Der Konzern Urenco hat seinen Hauptsitz in Großbritannien und gehört je zu einem Drittel dem britischen und niederländischen Staat. Das deutsche Drittel teilen sich RWE und EON zu gleichen Teilen. Urenco betreibt in Gronau (Westfalen), Almelo (NL), Capenhurst (UK) sowie Eunice (USA) insgesamt vier Urananreicherungsanlagen mit einem Weltmarktanteil (nach eigenen Angaben) von rund 30 Prozent.

Von 1995 bis 2009 wurden nach offiziellen Angaben (von RWE und EON) insgesamt 27.300 t abgereichertes UF6 von Gronau zu vier Atomanlagen in Russland transportiert. 2009 wurden diese Exporte nach massiven Protesten in Deutschland, den Niederlanden, Skandinavien und Russland eingestellt.

2005 erteilte die rot-grüne Landesregierung beim Ausbau der UAA Gronau die Auflage, eine Lagerhalle für fast 60.000 t Uranoxid (U3O8) zu bauen. Die Halle wurde 2014 fertiggestellt und steht seither leer. Laut Bundesumweltministerium (BMU) soll das bis mindestens 2024 so bleiben. Um Uranoxid zu erhalten, muss UF6 dekonvertiert werden. Urenco Dekonversionsanlagen gibt es z. B. in Südfrankreich und in Capenhurst (UK).

Was passiert seit der Exporteintstellung 2009 mit dem UF6 ?

Offiziell sind nach 2009 etwas mehr als 12.000 t abgereichertes Uran nach Südfrankreich zur Dekonversion gebracht worden. Aus den 12.000 dekonvertierten Tonnen wurden mehr als 10.000 t U3O8, die allerdings nicht nach Gronau zurückkehrten, sondern in einem intransparenten Deal von Urenco zum Standort Capenhurst (UK) getauscht wurden.

Zwischen 2010 und 2017 gelangten lt. NRW- Landesregierung insgesamt rund 24.600 t abgereichertes UF6 nach Frankreich. Trotz diverser Nachfragen konnte bisher nicht geklärt werden, warum es auf den Transportlisten einen Unterschied von rund 12.000 t zwischen Bundes- und Landesregierung gibt.

Von 2015 bis 2018 wurden laut NRW-Landesregierung ca. 8200 t abgereichertes UF6 von Gronau nach Almelo gebracht. Zweck und Endverbleib? – Ungeklärt.

In 2018 wurden außerdem von Gronau 230 t abgereichertes UF6 zu einer anderen Atomanlage in Deutschland transportiert. Verwendungszweck auch hier: unklar.

Im Mai 2019 wurden die Exporte von Gronau nach Russland wieder aufgenommen. Vertragspartner hier, der staatliche Atomkonzern Rosatom. Zielanlage: Atomfabrik Novouralsk bei Jekaterinenburg. Genehmigt wurden „6000 t Uran in Form von UF6“ in 10 Transportlieferungen.

Seit dem Ende der Russland-Exporte (2009) sind zehn neue Produktionsjahrgänge in Gronau mit abgereichertem UF6 angefallen, ohne dass es eine Einlagerung in Form von U3O8 gegeben hat.

Kann man Uran eigentlich recyceln? Also aufwerten und wiederverwenden? Wäre doch praktisch?

Ja, grundsätzlich schon. Die Begründung für die Exporte ist, dass UF6 ein Wertstoff sei, dessen Restgehalt an Uran sich wiederanreichern, und damit wiederverwerten, lasse. Technisch ist das möglich, aber sehr teuer und zeitaufwendig. Der Uranpreis auf dem Weltmarkt ist sehr niedrig. Urenco behauptet dennoch, dass sich die Wiederanreicherung lohnen würde.

De facto findet weltweit nirgendwo eine Wiederanreicherung von abgereichertem Uran statt. Bei einer Wiederanreicherung verbleiben trotzdem 80-95 % des radioaktiven Materials als Atommüll beim Anreicherer zur Endlagerung. Schätzungen aus Russland gehen von einem Bestand von 1 Mio. Tonnen abgereichertem UF6 aus, zu dem jährlich aus den UAAs weltweit Zehntausende Tonnen dazukommen.

Wir schließen uns der Einschätzung von russischen Umwelt-NGOs (z. B. Ecodefense und Greenpeace), den münsterländer Anti-Atom-Initiativen und dem Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) sowie den Abgeordneten von Grünen und Linken im Bundestag an, dass es sich bei der Behauptung von Urenco und Rosatom, es handele sich um einen Deal zur Wiederanreicherung, um eine reine Schutzbehauptung handelt, um die gesetzlichen Bestimmungen in Deutschland und Russland zu umgehen.

In Deutschland ist der Export von Atommüll verboten, in Russland der Import.

Deshalb:
Nein – zu Atomkraft
Nein – zu Atommülltransporten
Nein – zur UAA Gronau
Nein – zu Atommüllexporten